Schweizer Buchhandels- und
Verlags-Verband SBVV

Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 35/2022 vom 21. September 2022

1. Schweizer Buchpreis
1. Das sind die Nominierten

88 Titel, herausgegeben von 58 Verlagen, gingen ins Rennen um den renommierten Schweizer Buchpreis. Fünf Titel bzw. Autorinnen und Autoren haben es auf die Shortlist geschafft. Der Gewinner oder die Gewinnerin erhält 30’000 Franken, die vier im Final Stehenden jeweils 3000 Franken. Der Preis wird unterstützt von der Buchhandlung Orell Füssli, der Emil & Rosa Richterich-Beck-Stiftung, der Forlen Stiftung, dem Schweizer Bücherbon sowie rund 30 Partnerbuchhandlungen. Die Jury besteht aus Tanja Bhend (Buchhändlerin, Buchhandlung am Platz, Winterthur, neu), Sieglinde Geisel (freie Kritikerin und Schreibcoach, Jurysprecherin), Annette König (Literaturredaktorin SRF und Buchbloggerin), Martina Läubli (Kulturjournalistin NZZ am Sonntag, Leiterin von Bücher am Sonntag, neu) und Yeboaa Ofosu (Kulturwissenschaftlerin und Literaturexpertin, neu).

«Dürrst», Simon Froehling, Bilger
Der zweite Roman des Autors entführt die Leserinnen und Leser nach Athen, Kairo, Berlin und Zürich. An all diesen Orten öffnet Simon Froehling den Blick in die Lebensrealität eines homosexuellen Manns. Zwischen Dating- und Künstlerszene sucht er, immer wieder konfrontiert mit den Folgen seiner bipolaren Erkrankung, seinen Weg. «Konsequent in der zweiten Person erzählt, hält das Buch Leserinnen und Leser auf Distanz und geht doch unter die Haut. So schonungslos die Schilderungen sind, so kunstvoll verbinden sich die Zeitebenen zu einer Lektüre von ungewöhnlicher Intensität», so die Jury.

«Pommfritz aus der Hölle», Lioba Happel, Pudelundpinscher
Fritz hat seine Mutter getötet, die ihn misshandelte. Nun sitzt er im Gefängnis, und er schreibt 23 Briefe über seine Kindheit. Gerichtet sind sie an den Vater, den er nur einmal gesehen hat. Er schreibt von der Spezialschule, die er besuchte, über die Sozialarbeiterin vom Amt, über die rettende Begegnung mit der Literatur Rimbauds – und vor allem über die Mutter. «Wie es zur Tat kam, wird furios erzählt; mit einem Sog, dem man sich kaum entziehen kann», schreibt die Jury.

«Blutbuch», Kim de l’Horizon, Dumont
Die Erzählfigur, aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, lebt als Erwachsener in Zürich und fühlt sich im nonbinären Körper wohl. Als die Grossmutter dement wird, beginnt das Ich, sich mit dem Erlebten als Kind auseinanderzusetzen. Dabei greift es auf bruckstückhafte Erinnerungen zurück. Die Jury: «Der Text lässt Erzählkonventionen hinter sich und erzählt auf verblüffend eigenwillige Art eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund der aktuellen Gender- und Klassendebatten.»

«Der Rote Diamant», Thomas Hürlimann, S. Fischer
In den frühen 1960er-Jahren kommt der elfjährige Arthur in ein Klosterinternat. Unter dem strengen Regiment der Fratres wächst er heran, und er erfährt von einer Legende: Im Kloster soll sich ein sagenumwobener Diamant aus der Habsburger Krone befinden. Eine mitreissende Suche beginnt. Die Jury schreibt: «Mit der Mischung aus spannendem Internatsroman, philosophischem Kloster-Krimi und ironischem Abgesang auf eine vergangene Zeit zündet Hürlimann ein grandioses Erzählfeuerwerk.»

«Steine zählen», Thomas Röthlisberger, Edition Bücherlese
In einer heruntergekommenen Bauernkate in Südfinnland lebt Matti – mit Hund, Schnapsflasche und Schusswaffen. Seine Frau Märta hat ihn nach über 40 Jahren verlassen. Sohn Olli, ein Kiffer, der ständig Geldsorgen hat, ist auch schon lang weg. Eines Tags findet Polizist Henrik den alten Mann vor der Kate in einer Blutlache. «Der Text, der alle Ingredienzien eines guten Krimis enthält, entwickelt sich zu einem tiefgründigen Roman um Lebenslügen und Verstrickungen», so die Jury.

Zusammenfassend sagt Jurysprecherin Sieglinde Geisel: «Die Romane der diesjährigen Shortlist zeichnen sich durch sprachliche Virtuosität und Kühnheit ebenso aus wie durch existenzielle Stoffe.» Einerseits lese man von Grenzerfahrungen wie Depression und Psychiatrie, der Auflösung geschlechtlicher Identität sowie der ins Monströse gesteigerten Rache für eine traumatische Kindheit. «Andererseits begegnet man narrativer Spannung, überbordender Fabulierlust und einem manchmal abgründigen Witz.»

Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 20. November, 11 Uhr, im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt. Der Eintritt ist frei. Tickets können ab dem 10. Oktober auf der Website der BuchBasel bezogen werden. Vor der Verleihung sind die Nominierten zudem auf einer Lesetour durch die Schweiz, Deutschland und Österreich unterwegs, unterstützt von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Wer wann wo auftritt, kann der Website der BuchBasel entnommen werden.

Weitere Themen:

2. Digitale Buchtage
2. Ein Appetithappen

3. Baarer Rabe
3. Jetzt bewerben

4. Reise zur Frankfurter Buchmesse
4. Nachwuchsautorinnen und -autoren: Jetzt anmelden!

5. Deutscher Buchpreis
5. Schweizer Titel auf der Shortlist

6. Bewegte Schaufenster
6. Funktioniert Bildschirmwerbung im Buchhandel?

7. Krimifestival
7. Crime Cologne droht das Aus

8. In memoriam
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9. Preise und Auszeichnungen
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10. Diverse Meldungen
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11. SRF-Bücherliste vom 21. bis 29. September
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