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Ausgabe 30/2019 vom 15. August 2019

# dichterdran
Autorinnen nehmen sexistische Literaturkritik aufs Korn

Als im Tagesanzeiger die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Bestsellerautorin Sally Rooney als "aufgeschrecktes Reh mit sinnlichen Lippen" beschrieben wurde, prangerte die Schweizer Doktorandin Nadia Brügger die Passage auf Twitter als sexistisch an, die Autorin Simone Meier ging einen Schritt weiter und fragte öffentlich, was wohl passieren würde, wenn man auf diese Art über männliche Autoren oder Männerliteratur schreiben würde. Und dann ging es los. Unter dem schwarzhumorigen Hashtag #dichterdran gibt es nun Passagen wie diese zu lesen:

«Während die beeindruckende Katja Mann erfolgreich die Fabriken ihres Vaters leitete, kümmerte sich Gatte Thomas liebevoll um die Kinder. Daneben schrieb er Bücher.»

Lustvoll und mit Verve nehmen weibliche User den Erfolg, die Liebesbeziehungen und natürlich immer wieder das Aussehen männlicher Autoren und männlicher Literaturkritiker auseinander. Zum Beispiel so:

"Wie stets im eleganten Dress, sich seiner sinnlichen Ausstrahlung bewusst, sitzt er mir gegenüber: Durs Grünbein, der Robert Redford der deutschen Gegenwartsliteratur, seit Jahrzehnten Verlegerinnen und Kritikerinnen den Kopf verdrehend." oder so: "Sie sehen blendend aus für Ihr Alter, Chapeau! Verraten Sie uns Ihre drei Must-Have-Körperpflege-Produkte, Frank Schätzing?"

Die Hauptakteurinnen des Hashtags sind die Journalistin und Buchautorin Simone Meier und die Regisseurin und Autorin Güzin Kar. In einem Interview mit dem SRF (nachzuhören unter diesem Link) sagt Kar, dass sich ihre Kritik gegen den sexistischen Mechanismus richte, der dahinterstecke und betont, dass Frauen auch abseits der Literaturwelt ständig mit diskriminierenden Strukturen in Berührung kämen. "Dieser Mechanismus muss immer wieder im Auge behalten werden", sagt sie. Simone Meier betonte in einem Interview mit dem mdr (nachzuhören hier), dass auch Männer eingeladen sind, mitzudiskutieren – und dass viele das bereits schon machen.

Und weil Lachen gesund ist, hier noch drei Zitate aus dem Twitter-Kanal der Stunde:

"Jean-Paul Sartre konnte intellektuell nie aus dem Schatten Simone de Beauvoirs heraustreten. Darin lag die Tragik seiner Existenz.

"Paul Auster, dem Gatten der weltberühmten Schriftstellerin Siri Hustvedt, gelang es trotz seiner Vaterpflichten, das eine oder andere Buch zu verfassen. Dass seine Bücher nur wegen ihres Ruhms veröffentlicht wurden, lässt Siri Hustvedt nicht gelten."

"Als Ehemann von Marilyn Monroe hatte Arthur Miller keine Schwierigkeiten, einen Verlag zu finden."


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