Schweizer Buchhandels- und
Verlags-Verband SBVV

Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 47/2025 vom 11. Dezember 2025

6. Luzia Stettler
6. «52 Beste Bücher» - jetzt aber ganz anders

Luzia Stettler arbeitete jahrelang als Literaturredaktorin bei Schweizer Radio SRF («BuchZeichen», «52 Beste Bücher»). Für ihre Verdienste als Lesefördererin wählte der SBVV sie 2011 zum «Schweizer Buchmensch des Jahres». Heute ist sie selbstständig, und die Auszeichnung floss in den Namen ihrer Website ein: buchmensch.ch. Dort findet man nicht nur ihr ausgeklügeltes Angebot an Literaturvermittlung, sondern auch eine Fotogalerie mit den zahlreichen Autorinnen und Autoren, die ihr Netzwerk bilden.

Als das SRF-Format «52 Beste Bücher» abgeschafft wurde, war die Enttäuschung darüber auch in diesem Newsletter ein grosses Thema. Was bedeutete der Entscheid für Sie?
Luzia Stettler:
Als «52 Beste Bücher» vor vier Jahren abgesetzt wurde, machte ich mich selbstständig. Ich musste nicht lang überlegen: Was ich am liebsten mache, ist meine Begeisterung fürs Lesen weiterzugeben. Als erste Idee lancierte ich den digitalen Lesezirkel im Abonnement. Pro Quartal diskutieren wir online drei aktuelle Titel, und am vierten Abend loggt sich eine Autorin und ein Autor in die Community ein. Dank meinem grossen Netzwerk in der Literaturszene besuchen uns regelmässig Prominente. Für die bereitgestellten Buchpakete arbeite ich mit lokalen Buchhandlungen zusammen; das ist ebenfalls eine schöne Verbindung. Danach folgte eine Idee für Bibliotheken: die Bücher-Dates. Diese laufen aber nur von November bis März. Dieses Angebot muss man in der kälteren Jahreszeit machen, dann haben die Menschen mehr Lust, sich spontan an einem Abend einzuschalten. Diese Gruppen ergeben sich nach dem Zufallsprinzip aus den Anmeldungen in den Bibliotheken.

Wie funktionieren diese Bücher-Dates?
Die teilnehmenden Bibliotheken legen ab September meine Auswahl von zwölf Neuerscheinungen aus. Sie zahlen – je nach Grösse – eine Pauschale und ermöglichen somit ihren Mitgliedern diese Instant-Lesezirkel kostenlos. Neben der Moderation aller Runden liefere ich auch Werbematerial. Zwischen November bis März stehen für jedes Buch mindestens drei Daten zur Verfügung.

Wie viele Bibliotheken sind an Bord?
Über 40. Die Interessierten müssen sich auf meiner Website für ein oder mehrere Dates anmelden. Sie erhalten umgehend den Zoom-Link, am besagten Termin können sie diesen einfach anklicken – und schon sind sie im Wohnzimmer des gewählten Bücher-Dates.

Wer kommt an diese Bücher-Dates?
Es nehmen fast nur Frauen teil. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Kantonen. Das Alter ist sehr durchmischt. Als ich einmal «Blutbuch» von Kim de L’Horizon im Sortiment hatte, schaltete sich eine 18-jährige Gymnasiastin vom Pausenplatz aus in das Bücher-Date ein, und es entstand mit einer älteren Dame ein lebhafter Austausch über gewisse brisante Text-Passagen. Das war eine Sternstunde! Es loggen sich auch viele berufstätige Mütter ein, die sagen: Ich kann am Abend nicht ausser Haus für einen Lesezirkel, aber von 20 bis 21 Uhr eine Stunde Zeit für mich und Bücher, das geht.

Die Bibliotheken finanzieren die Bücherdebatten, für die Bibliotheksbesuchenden ist es kostenlos – ein schönes Finanzierungskonzept. Was überzeugt die Bibliotheken?
Die zwölf kuratierten und für die Bücher-Dates beworbenen Bücher erfreuen sich grosser Nachfrage. Die Bibliotheken müssen sie in grösseren Beständen anschaffen. Im Bibliotheksraum kann die Bücher-Dates-Auslage viel Atmosphäre schaffen, weil es eine kuratierte Auswahl ist. Auch ganz kleine Bibliotheken schätzen die Möglichkeit, einen Akzent zu setzen.

Haben Sie noch andere Formate entwickelt?
Auch mit Hotels habe ich ähnliche Deals wie mit den Bibliotheken. Die sind dann aber vor Ort und nicht digital: Lesezirkel in Hotels oder literarische Abende, an denen ich mit Hotelgästen über Bücher diskutiere. Und besonders attraktiv ist es, wenn sich dann auch noch die Autorinnen und Autoren der Lektüre mit uns an den Tisch setzen.

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Foto: Werner Geiger

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