Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 7/2020 vom 20. Februar 2020
5. Bündner Literaturpreis
5. Mutige Preisträgerin und Ende des Preises
Der Bündner Literaturpreis 2020 ging an die 1967 in Scuol geborene und in Celerina/Schlarigna lebende Autorin Romana Ganzoni. Ganzonis Bücher "Tod in Genua" und "Granada Grischun" erschienen in der Edition Blau des Rotpunkt Verlags. Der mit zehntausend Franken dotierte Preis wird jährlich für besondere Verdienste um die Literatur Graubündens verliehen. Bei der Preisverleihung überraschte Ganzoni damit, dass sie nach kurzen Dankesworten das Thema wechselte und ankündigte, nun etwas vorzustellen, "das wir noch nicht kennen". Im Publikum standen junge Menschen auf, Geflüchtete aus Syrien, dem Iran, aus Somalia, Eritrea, Sri Lanka und dem Irak. Ganzoni hatte in einer Schreibwerkstatt mit ihnen daran gearbeitet, die schrecklichen Erlebnisse von Krieg und Flucht in Worte zu fassen. Nicht die Preisträgerin las bei ihrer Preisverleihung – sondern die Jugendlichen, denn aus der Schreibwerkstatt ist ein Buch entstanden: "So fern, so nah".
"Ganzoni hat die Show gekapert und sich den Bündner Literaturpreis mit dieser Aktion gleich noch einmal verdient", schrieb das Bündner Tagblatt am 14. Februar. Allerdings ist die Vergabe des mit 10’000 Franken dotierten Preises nur noch einmal möglich – das von der Churer Redakteurin Milly Enderlin gestiftete Vermögen geht zur Neige. Bislang hat die Stiftung keine Geldgeber gefunden, die sich auf dem Feld der Literatur engagieren möchten.
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