Schweizer Buchhandels- und
Verlags-Verband SBVV

Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 4/2021 vom 28. Januar 2021

6. Verlage / Buchhandlungen
6. Impressionen aus dem Alltag im Lockdown

Roland Baumberger, Filialleiter Stauffacher Bern: «Im Stauffacher läuft es etwas anders als in anderen Orell-Füssli-Filialen. Wir dürfen die Papeterie offen haben – zwar nicht mit ganz allen Sortimentsteilen. Wir haben aus dem geschlossenen Buchteil alles in die Papeterie geräumt, was man momentan laut Liste vom Bundesrat noch verkaufen darf. Wir bieten natürlich auch einen Click & Collect-Service an, von dem reger Gebrauch gemacht wird. Der Anteil der Kunden, welche bestellen und abholen oder sich die Ware senden lässt, hält sich in etwa die Waage. Vor Ort sind meistens ein Buchhändler und eine Papeteristin und meine Wenigkeit. Damit können wir halbwegs das Tagesgeschäft stemmen. Das Volumen steigt aber stetig. Situativ biete ich dann tageweise zusätzliches Personal auf. Der grösste Teil der Mitarbeitenden ist aber in Kurzarbeit. Sie schreiben fleissig Rezensionen für unseren Facebook-Auftritt.»

Gabriella Baumann-von Arx, Wörterseh: «Wir spüren natürlich, dass die Buchhandlungen zu sind. Und – in Bezug auf ’Platzspitzbaby’ – auch die Kinos. Schön ist, dass der Onlinehandel – wenn auch längst nicht alles – so doch einiges wieder auffangen kann in unserer Branche, da gibt es viele, die unter den Massnahmen enorm viel mehr leiden.»

Sandra Bellini, Buchhandlung Bellini Stäfa: «Der zweite Lockdown fühlt sich wesentlich entspannter an als der erste. Unsere Kundinnen und Kunden kennen unseren «Abholbänkli»-Service bestens, neuerdings auch die «Abholkiste». Immer schön ist es, wenn sie uns dann durchs Schaufenster zuwinken und uns ein «Daumen hoch» zeigen. Mit dem Velo liefern wir zurzeit nicht aus, da es ja kein «harter» Lockdown ist und die Kunden sowieso ihre Einkäufe im Dorf machen, zudem wäre es für die Kuriere grad eine etwas garstige Zeit zum Ausfahren. Es ist generell etwas ruhiger als im ersten Lockdown. Ob es an der sowieso schon gedämpften Stimmungslage oder einfach am Januarloch liegt? Vielleicht ist es eine Kombination von beidem. Wir als Team sind guter Dinge und auch nicht ganz unfroh, dass wir es nach der doch arbeitsreichen Weihnachtszeit etwas ruhiger angehen können.»

Julia Ann Stüssi, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit NordSüd: «Wie kann man eine offene Büropolitik mit viel Flurfunk und Büroräume mit einer langen Tafel als Herzstück in den Lockdown transportieren? Wir befunken uns über Videoanrufe kreuz und quer durch den Arbeitsalltag und halten auch unsere wöchentlichen Sitzungen über Skype ab. Damit ungeplante, persönlichere Gespräche Raum finden, führte unsere Grafikerin ein neues Format ein: es entstand die digitale Kaffeküche, in die man sich täglich zum ’Chuchi-Plausch’ einfinden kann. Ohne Anwesenheitspflicht, Moderation oder spezielle Regeln. Es darf gesprochen oder geschwiegen werden. So können auch wichtige interne Grundsatzdiskussionen über die beste Kaffemarke während Corona weiterleben, und Putzplan braucht es auch keinen.»

Ruth Baeriswyl, Chinderbuechlade Bern: «Dieser zweite Lockdown fühlt sich sehr anders an. Einerseits haben ja Küchenläden, Nagelstudios, Kosmetikstudios, Papeterien und Weinhandlungen weiterhin offen, auch Bibliotheken notabene, zudem gehen die Kinder zur Schule. Somit ist ein wenig «Normalität» vorhanden. Für uns bedeutet das, die Leute sind mobiler und holen die Bücher mehrheitlich in unserer Abholbox ab. Ein Velokurier ist auch im Einsatz, Schnee und Kälte sind für echte Velofreaks ja kein Hindernis! Negatives will ich gar nicht erst gross aufrollen. Wir Buchhandlungen kommen letztlich mit einem blauen Auge davon – im Vergleich etwa zu den Restaurants.»

Bernhard Engler, Lokwort: «Den neuen Lockdown prästierte ich bisher bestens – in der Reha-Klinik. Bis Mitte Dezember dachte ich, wie schön mein Verlags-Jubiläumsjahr zu Ende geht. Covid-19 intervenierte, ich lag auf der Intensivstation elf Tage im Koma, mein Zustand war kritisch. Der Verlag? Meine Schwester nahm das Heft in die Hand und schaute, dass mein «Ein-Mann-Laden» weiterläuft. Sie hatte null Branchen-Kenntnisse, kannte weder Arbeitsabläufe, Kontaktpersonen noch Büroordnung, und erst recht keine Passwörter. Oh Wunder, es ging wie durch Butter, und oh Wunder, gestern war mein erster Arbeitstag im neuen Leben.»

Gaby Ferndriger, Lesestoff-Gruppe: «Unsere Mitarbeiterinnen im Buchhandel verstehen es nicht, dass nun die Läden schliessen müssen, während Einkaufszentren offenbleiben. Mit viel Kreativität arbeiten sie dort, wo man noch arbeiten darf: an der Website, bei der Schaufenstergestaltung, bei der Organisation des Abholservice. Aber die Stimmung ist gedämpft und für die Auszubildenden ist die Situation besonders schwierig. Die Verlage der Lesestoffgruppe arbeitet derweil auf Hochtouren an einem attraktiven Programm, wohl wissend, wie wichtig es ist, dass die Läden wieder offen sind.»

Kerstin Beaujean, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Diogenes: «Durch den Lockdown und die Einschränkungen letztes Jahr sind wir sehr gut gewappnet, geübt und ausgerüstet, auch in diesen Wochen weiterhin digital unkompliziert miteinander zu arbeiten und alle Abläufe zu garantieren. Meetings finden via Teams statt, so wie auch der soziale Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen – es gibt nun digitale Kaffeepausen innerhalb einer Abteilung oder auch übergreifend, nach einer Art Zufallsprinzip. Natürlich fehlt der persönliche Kontakt sehr und wir freuen uns wirklich auf die Tage, an denen wir uns in der Sprecherstrasse wieder unbeschwert begegnen können.»

Weitere Themen:

1. Motion
1. Kulturvermittlung durch Buchhandlungen

2. Orell Füssli
2. Neue Buchhandlung im Bahnhof Luzern

3. Orell Füssli
3. Übernahme der Papeterie Höchli in Baden

4. SBVV
4. Drei neue Mitarbeiterinnen

5. Bündner Literaturpreis
5. Rettungsaktion von Köbi Gantenbein

7. SBVV
7. Beitritt zur Swiss Retail Federation

8. SBVV-Webinare im März
8. Öffentlichkeitsarbeit und Social Media

9. Diverse Meldungen
9. Paul-Celan-Preis ausgeschrieben / SBVV-Facebook-Rekord / «Buch & Co.» / Deutscher Bibliotheksverband / WDR streicht Büchersendungen / Friedenspreis

10. Kosmos / Ravensburger
10. Familienspiele boomen

11. Personalia
11. Anaconda Verlag / Leykam Verlag

12. Preise
12. Wissen!-Sachbuchpreis an Mischa Meier

13. SRF-Bücherliste 27. Januar - 4. Februar
13. 

Links: Die Papeterie hat offen, die Bücher werden per Click & Collect verkauft: Buchhandlung Stauffacher in Bern. (Foto: Stauffacher)
Rechts: Abholbänkli und Abholkiste vor der Buchhandlung Bellini in Stäfa. (Foto: Bellini)

Links: Lokwort-Verleger Bernhard Engler traininert nach einer schweren Covid-19-Erkrankung. Rechts: Wörterseh-Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx arbeitet im Homeoffice in den Bergen. (Fotos: zVg)

Links: Die Teamsitzung des NordSüd-Verlags im «Zweisamkeitsmodus». Rechts: Die Abteilungssitzung in der Diogenes Presseabteilung (Screenshots: zVg)

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