Schweizer Buchhandels- und
Verlags-Verband SBVV

Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 30/2022 vom 18. August 2022

1. Prozess in den USA
1. Die Grossen der Verlagsbranche geben vor Gericht Einblick in die Geschäftsmodelle

Die Regierung in Washington will den Kauf des US-Buchverlags Simon & Schuster durch die Bertelsmann-Tochter Penguin Random House verhindern. Der Gütersloher Medienkonzern bot für Simon & Schuster 2,2 Milliarden Dollar. Der ohnehin schon hoch konzentrierte US-Buchmarkt mit fünf grossen Verlagshäusern (Penguin Random House, Harper Collins, Hachette, Simon & Schuster und Macmillan) würde damit auf vier reduziert. Das US-Justizministerium reichte letztes Jahr eine kartellrechtliche Klage gegen den in New York sitzenden Verlag Penguin Random House ein. Im laufenden Prozess wird die Frage verhandelt, wie gross die Marktbeherrschung durch den Bertelsmann-Konzern bei diesem Zusammenschluss tatsächlich ausfallen würde.

«Wenn zwei der wichtigsten Akteure fusionieren, würde sich das auf die gesamte Branche auswirken: auf die Preise, die Vorschüsse, die Art des Wettbewerbs bei den Auktionen», sagte Mcmillan-CEO Don Weisberg vor Gericht und bezeichnet Penguin Random House als seinen grössten Konkurrenten. Im Prozess legten Verlagsmanager Zahlen offen, die sonst eher nicht an die Öffentlichkeit gelangen. (Börsenblatt, 10. August). Das Bestseller-Autor Stephen King trat als Zeuge der US-Regierung auf. Seine Bücher erscheinen bei Scribner, einem Verlag unter dem Dach von Simon & Schuster. Eine Fusion der Giganten sei schlecht für den Wettbewerb, sagte er: «Als ich begonnen habe, gab es hunderte Verlage. Einer nach dem anderen wurde entweder von anderen Verlagen übernommen oder machte dicht.» Für Autorinnen und Autoren werde es immer härter, ausreichend Geld zu verdienen.

Markus Dohle, Vorstandsvorsitzender von Penguin Random House, beklagte im Kreuzverhör den sinkenden Marktanteil von Penguin Random House in den USA und rechnete vor, dass etwa die Hälfte der in den USA verkauften Bücher im vergangenen Jahr von Verlagen stamme, die nicht zu den fünf grössten Verlagshäusern gehörten. HarperCollins-CEO Brian Murray zeigte sich im Zeugenstand schockiert über die Summe, die Penguin Random House bereit sei zu zahlen: «Wir konnten keine Möglichkeit finden, zu diesem Preis eine Rendite zu erzielen.» Wie bereits Hachette-CEO Michael Pietsch erklärte auch Brian Murray, dass er weiterhin an einer Übernahme von Simon & Schuster interessiert sei, wenn das Gericht den Kauf durch Penguin Random House blockieren würde. Um die «Macht der Agenten» ging es unter anderem in der neusten Zeugenaussage; aufgerufen wurde Edward Snyder, Professor an der Yale School of Management. (Börsenblatt, 18. August)

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