Schweizer Buchhandels- und
Verlags-Verband SBVV

Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 26/2025 vom 03. Juli 2025

4. Abschlussfeiern
4. Interview mit Eva Winterberg

Eva Winterberg aus Roggliswil begann im Sommer 2022 mit 16 Jahren ihre Ausbildung zur Buchhändlerin EFZ in der Buchhandlung Untertor in Sursee. Vorgestern nahm sie in Bern ihr Zeugnis entgegen. Stellvertretend für die vielen neu diplomierten Buchhändlerinnen und Buchhändler der Schulen Bern und Winterthur interviewten wir sie dazu.

Diese Woche ging Ihre dreijährige Ausbildung mit einer feierlichen Zeugnisübergabe zu Ende. Was war ein Höhepunkt dieser Ausbildung?
Eva Winterberg:
Im Rahmen eines überbetrieblichen Kurses besuchten wir die Frankfurter Buchmesse. Darauf freut man sich schon vom ersten Schultag an. Ich begann meine Lehre in einer Zeit, als BookTok frisch aufkam. An der Frankfurter Buchmesse dann die vielen jungen Bücherfans zu sehen, die stundenlang bei ihrem Lieblingsverlag anstanden, war einfach cool. So viele Menschen in meinem Alter hatte ich dort nicht erwartet. Geblieben ist mir auch die riesige Zahl an kleinen unabhängigen Verlagen, die man entdecken konnte. Die Grössenunterschiede in der Verlagswelt zu sehen, fand ich lehrreich und eindrücklich.

Wie erlebten Sie den Schulalltag?
Ich bin immer sehr gern in die Schule gegangen. Unsere Lehrer und Lehrerinnen kamen aus der Branche und begeisterten uns für die Branche. Schön fand ich auch manche Besonderheiten, etwa dass wir die ersten beiden Jahre noch Sport hatten; wir machten Bowling oder gingen Eislaufen. Oft fragten uns die Lehrerinnen und Lehrer, was das Lustigste war, was wir in der Woche in der Buchhandlung erlebt hatten. Mit Beispielen aus dem Berufsalltag zu lernen, mochte ich besonders.

Wie fiel Ihre Wahl auf diesen Beruf?
Ich stamme aus einem kleinen Dorf ohne grössere Stadt in der Nähe. Ich schnupperte an sehr vielen Orten, aber in der Buchhandlung Untertor merkte ich sofort: Das ist es. Ich wurde so gut betreut, ich konnte mit Kundschaft arbeiten und selber immer in Bewegung sein, das entsprach mir. Und ich lese seit der Kindheit viel.

Wie hat sich ihr Leseverhalten in den letzten drei Jahren verändert?
Das ist der einzige Wermutstropfen: Ich kann nicht mehr voll entspannt abtauchen beim Lesen, sondern denke bei den Büchern immer daran, wem ich dies jetzt empfehlen könnte.

Welches Genre lasen Sie in den letzten drei Jahren am meisten?
Als ich mit 16 Jahren in die Lehre eintrat, las ich noch Kinder- und Jugendbücher. Fantasy oder New Romance waren nie meine Genres, ich empfinde diese Bücher als absehbar. Ich las während der Lehre vor allem Krimis und ausserdem Kinderbücher für die Kundschaft – das machte mir grossen Spass, denn diese Bücher bieten oft sehr tiefgründige und spannende Geschichten.

Wie erlebten Sie die Abschlussfeier diese Woche?
Bei der Anreise dachte ich noch, ich bin mega entspannt, aber als ich die Treppe zur Bühne sah, wurde ich total nervös. Schön war: Meine ganze Familie war da, ausserdem kamen auch drei Kolleginnen und Kollegen von der Buchhandlung, darunter auch mein Chef.

Finden Sie drei Jahre Ausbildung zu lang?
Nein, überhaupt nicht. Es braucht viel Übung, um mit der Kundschaft richtig umzugehen. Man lernt jeden Tag so viel Neues dazu im Laden. Genügend Erfahrungen zu sammeln, um sich sattelfest zu fühlen, braucht Zeit. Die Kolleginnen und Kollegen in der Buchhandlung begleiten einen dabei. Schulisch bedeutete das dritte Jahr viel Repetition der vorherigen beiden Jahre. Aber auch das empfand ich als wertvoll, weil es so viel über die Buchbranche zu lernen und zu wissen gibt. Ich bin zufrieden mit drei Jahren!

In diesem Newsletter berichten wir auch von zwei jungen Buchhändlerinnen, die den Chinderbuechlade in Bern übernehmen – Enea Rüfenacht schloss erst letztes Jahr ihre Ausbildung ab. Erstaunt Sie dieser Schritt in die Selbstständigkeit in so jungen Jahren?
Ich liebe das, wenn ganz junge Buchhändlerinnen und Buchhändler etwas anreissen. Die Jungen ziehen ja auch ein junges Publikum an. Ins Untertor kommen viele meiner Kolleginnen und Kollegen einkaufen, und dann auch wieder deren Kollegen ... Das ist so wichtig für die Zukunft der Branche, dass sie immer auch ein Raum für ganz junge Menschen ist.

Weitere Themen:

1. Zum Editorial
1. Offener Brief gegen Swisscom-Kampagne: Die Kreativ- und Buchbranche wehrt sich

2. EFZ Buchhändlerin/Buchhändler
2. Diplomfeier in Bern am Dienstag

3. EFZ Buchhändlerin/Buchhändler
3. Diplomfeier in Winterthur am Mittwoch

5. Management-Buy-out und Übernahme
5. Edupartner wird aufgespalten

6. Patrick Heuscher von der AVA:
6. «Wir vergrössern unser Logistik-Knowhow»

7. Pro Helvetia
7. Reminder: Umfrage zur Schweizer Präsenz an Buchmessen

8. Chinderbuechlade Bern
8. Nachfolge geregelt

9. Buchzentrum
9. Erstes Schweizer Kamingespräch

10. Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2026
10. Ausschreibung

11. Eine Frage an ...
11.  Karl Rühmann, Schriftsteller und SBVV-Weiterbildungsreferent

12. EU-Entwaldungsverordnung
12. Verbände fordern umfassende Vereinfachung

13. SBVV-Weiterbildung
13. 

14. Bachmannpreis 2025
14. Natascha Gangl gewinnt Hauptpreis - auch Schweizer Autorin Nora Osagiobare gewinnt

15. Crowdfunding
15. Das eine abgeschlossen, das andere läuft

16. WORTMELDUNGEN
16. Ausschreibung

17. Gourmand World Cookbook Awards
17. Sieben AT-Bücher ausgezeichnet

18. Preise und Shortlists
18. 

19. Personalia
19. 

20. Diverse Meldungen
20. 

21. SRF-Bücherliste
21. 

Foto: privat

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