Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 27/2020 vom 09. Juli 2020
6. Georg-Büchner-Preis 2020
6. Ehre für Elke Erb und den Engeler Verlag
Elke Erb erhält den Georg-Büchner-Preis 2020. Mit Elke Erb ehrt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung "ein unverwechselbares und eigenständiges schriftstellerisches Lebenswerk, dessen Anfänge 1975 in der DDR lagen und das sich nach deren Ende unbeirrt bis in die Gegenwart fortsetzt", heisst es in der Jury-Begründung. Die Autorin lebt in Berlin und Wuischke. In den letzten 22 Jahren erschienen elf Bücher im Engeler Verlag mit Sitz in Schupfart (AG), auch das neuste Werk "Gedichtverdacht" von 2019 (unter dem Label "roughbooks"). Nachgefragt beim Verleger Urs Engeler:
Urs Engeler, wie kam Elke Erb vor 22 Jahren zu Ihrem Verlag?
Ich gebe seit bald 30 Jahren Zeitschriften und Bücher heraus. In dieser langen Zeit habe ich meinen Verlag als lebendigen Organismus erlebt: Es kommt zu Spontanzeugungen, Verzweigungen, Häutungen und Metamorphosen, zu Verödungen und schmerzhaften Amputationen gar, aber auch zu unerwarteten Neubelebungen und ganz frischen Trieben. Der Kontakt zu Elke Erb führt 26 Jahre zurück, zum ältesten Trieb des späteren Verlages Urs Engeler Editor, zur Zeitschrift für Gedichte "Zwischen den Zeilen", wo ich zum ersten Mal Gedichte von Elke Erb veröffentlichte. Damals gingen die Wirtschaftsoptimierer durch die Verlagslandschaft, was dazu führte, dass viele grössere Verlage, Rowohlt z.B., ihre Lyrikreihen einstellten und ältere Autorinnen und Autoren wie Elke Erb genauso wie jüngere Talente ohne Verlag dastanden. So kam ich zu Elke Erb und so kam Elke Erb zu mir.
Lektorieren Sie Elke Erb auf die gleiche Weise, wie Sie Arno Camenisch lektorieren?
Das Lektorieren ist so vielfältig wie die Charaktere der Autor*innen und ihre Texte, was für die einen gut funktioniert, braucht für andere nicht richtig zu sein, jede und jeder schafft und braucht seine eigenen Bedingungen. Bei Elke Erb z.B. hatte ich zu Beginn nachgefragt bei Stellen, die ich nicht zu verstehen glaubte – was bei einer Autorin, die so stark wie Elke Erb an Antworten auf persönliche und gesellschaftliche Fragen arbeitet, mitunter zu komplett anderen Texten führte mit wieder anderen Ansprüchen an mein Verstehen, letztlich also zu nicht abschliessbaren Prozessen des Schreibens und Lesens – bis ich lernte, dass auch mein Verstehen ein lebendiger Organismus ist: mal reagiert er, mal nicht. Man muss ihm seine Zeit lassen, was heute taub ist, kann morgen sprechen.
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