Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 32/2021 vom 26. August 2021
1. Eine Frage an Peter Haag
1. Wie kann der Buchmarkt Emissionen reduzieren?
Über 100 Autorinnen und Autoren in Grossbritannien haben die Verlage dazu aufgefordert, ihre Emissionen gemäss dem Pariser Klimaabkommen zu reduzieren (mehr dazu auf Börsenblatt, 23. August). Peter Haag, Verleger von Kein & Aber, hat sich in den letzten Jahren regelmässig kritisch zum Thema Bücher-Überproduktion geäussert. Wir stellten ihm deshalb die Frage: Einfach Klimazerzifikate einzukaufen, kann nicht der Weg der Verlage sein – aber wie könnte er sonst aussehen, damit Emissionen schnell und deutlich reduziert werden?
Peter Haag: «Ja, ich finde dass zu viele Bücher erscheinen, und zwar viele, die keine Relevanz und eigentlich nur eine Art Stellvertreter-Funktion haben. Damit meine ich notabene nicht, dass es nur Bücher mit einem bestimmten Anspruch geben sollte – denn wer könnte da auch die nötigen Entscheide fällen? Ich wünsche mir ein breites Angebot. Problematisch aber sind Bücher, die ihre Existenz lediglich einer industriellen Motivation verdanken und einzig deshalb publiziert werden, um Programmplätze zu füllen. Diese Titel reüssieren in der Regel auch nicht und verstopfen sämtlichen Markteilnehmenden unnötig die Kanäle. Das Ergebnis ist eine Unübersichtlichkeit, unter der alle leiden: Verlage, der Handel, Medien und Lesende. Die Unübersichtlichkeit führt allzu oft zu einer vermeintlichen Überforderung und damit auch zum generellen Nichtkauf. Bücher eignen sich nicht als industrielle Produkte. Sie brauchen eine individuelle Kuratierung. Ich bin sicher: Würde jährlich ein Drittel weniger Titel erscheinen, könnte der Umsatz trotzdem gehalten werden – aber mit dem positiven Nebeneffekt, dass die verkauften Bücher eine bessere Marktbilanz aufwiesen. Und damit würde man zumindest in einem ersten Schritt auch dem materiellen und geistigen Ressourcenverschleiss unserer Branche wirksam entgegentreten. Wir beschränken unser Programm bezüglich der Titelanzahl seit Jahren und können trotzdem jährlich zulegen beim Umsatz und vor allem auch beim Gewinn. Zudem bin ich backlistverliebt.»
Weitere Themen:
2. Europäischer Buchmarkt
2. Deutliche Zuwächse im ersten Halbjahr 2021
3. Rotpunktverlag
3. Anina Barandun übernimmt das Steuer der Edition Blau
4. Brunner Medien AG
4. Stabwechsel in der Verlagsleitung
5. Deutscher Buchpreis
5. Longlist mit 20 Titeln
6. Grenchen
6. Erstes gesamtschweizerisches Krimifestival
7. «Highlights: Verlage in der Schweiz»
7. Anzeigeschluss für Booklet 2021
8. Schweizerisches Literaturarchiv
8. Förderverein kam in Bern zusammen